100 Boote – 100 Millionen Menschen

Deutschlandweites sozialkritisches Kunstprojekt in der AWO. Eine Idee des AWO Landesverbandes Sachsen-Anhalt

Im Rahmen der AWO-Kampagne „100 Boote – 100 Millionen Menschen“ werden deutschlandweit fünf Meter lange Origami-Papierboote hergestellt und in der Öffentlichkeit präsentiert. Sie sollen ein Zeichen der Solidarität mit geflüchteten Menschen weltweit und hier vor Ort setzen. Die AWO steht für das individuelle Recht auf Asyl und für eine authentische Willkommenskultur, die das individuelle Recht auf Selbstbestimmung und die Menschenrechte wertschätzt.

Hintergrund

Um ehrenamtlich und hauptamtlich Engagierte bei der Begleitung der Aktion „100 Boote – 100 Millionen Menschen“ argumentativ zu unterstützen, wurde dieses Begleitpapier erstellt. Dabei gilt: Nicht auf jede Diskussion muss eingegangen werden, gerade dann, wenn Pöbeleien und Beschimpfungen im Spiel sind. In solchen Fällen ist das Gegenüber nicht an einer Diskussion interessiert und hört Argumente nicht. Dann ist vielmehr ein Gesprächsabbruch mit dem Hinweis auf eine offene Gesprächskultur angebracht. Hinweise zu guten Gesprächstechniken sind zu finden zum Beispiel bei der Initiative „Kleiner Fünf“ oder mit der App KonterBUNT.

Nicht alle Menschen in Deutschland stehen solidarisch für Geflüchtete und deren Aufnahme in Deutschland ein. Die gesellschaftliche Debatte wird zunehmend von rechtsextremen Akteuren vereinnahmt und auch Akteure außerhalb der extremen Rechten greifen dabei zunehmend deren Argumente auf und stärken Verunsicherungen. Kein Tag vergeht, an dem nicht die Angst vor geflüchteten Menschen geschürt wird. Zunehmend werden Debatten faktenfremd geführt. Lösungen, die die Interessen der Gemeinschaft berücksichtigen, rücken zugunsten populistischer Abschreckungsrhetorik in den Hintergrund des öffentlichen Diskurses.

Mittlerweile bräuchte der Name der Kampagne eine Aktualisierung: Aufgrund weiterer Gewalt und Kriege befinden sich weltweit 110.000.000 Menschen auf der Flucht. Die überwiegende Mehrheit der Schutz-suchend verbleibt in Herkunfts-staaten oder in den unmittelbaren Nachbarstaaten von Kriegs- und Krisengebieten. Nur ein geringer Teil davon sucht Schutz in Europa.

AWO-Positionen in der Flüchtlingspolitik

Aktuelle Herausforderungen bei der Aufnahme geflüchteter Menschen machen jedoch mehr denn je deutlich: Es braucht eine gut funktionierende Asyl-, Aufnahme- und Integrationspolitik, die auf Fakten basiert und die Interessen aller Beteiligten (Betroffene, Bund, Länder, Kommunen und Träger) im Blick behält.

Die Antwort auf die Frage der Bewältigung der Herausforderungen der Integration und Inklusion lautet nicht Ausgrenzung und Marginalisierung. Vielmehr braucht es ein Umdenken, Arbeits-, Schaffenskraft und das Potenzial von zugewanderten Menschen für unsere Gesellschaft müssen endlich Anerkennung finden. Restriktive Abschottungs- und Abschiebepolitik hält Menschen auf der Flucht auch nicht davon ab, ein Leben in Sicherheit zu suchen. Menschen fliehen vor Krisen, Krieg oder Verfolgung, allen voran aus Syrien, Afghanistan oder der Türkei. Wenn in Deutschland Sozialleistungen gekürzt werden, hat das keinerlei Einfluss auf die Fluchtentscheidungen der Menschen.
Derzeit bekommen über 70 Prozent der Menschen, deren Asylgründe vom Bundesamt für Migration und Flüchtlinge geprüft werden, Schutz in Deutschland. Hinzu kommen tausende Menschen, die vom BAMF zunächst abgelehnt wurden und vor Gericht einen Schutzstatus erhielten (Erfolgsquote ca. 21%; Quelle BT-Drs. 20/993, 28.12.2023). Die Quote verdeutlicht, dass der allergrößte Teil der Menschen, die nach Deutschland kommen und Schutz suchen, sehr gute Asylgründe hat. Der Fokus von Politik und Gesellschaft muss dementsprechend auf Aufnahme und Teilhabe und nicht auf Abschiebungen liegen.

Was es braucht, sind lösungsorientierte und pragmatische Ideen für eine gute Aufnahme sowie eine schnelle berufliche, sprachliche und soziale Integration. Als Teil eines breiten zivilgesellschaftlichen Bündnisses hat die AWO hierzu einen Fünf-Punkte-Plan vorgelegt: „Menschen schützen, Kommunen unterstützen, Chancen nutzen“.

Argumente und Fakten

Wo es um Flucht und Asyl geht, fallen schnell Behauptungen, die nicht selten auf Unwissen und oft auf rassistischen Vorurteilen gründen. Aber was kann darauf entgegnet werden? Unsere Empfehlungen:

  • Pro Asyl hat entgegen den aktuell weitverbreitetsten Behauptungen die wichtigsten Gegenargumente zusammengestellt: Argumente für Fairness und Offenheit in der Flüchtlingspolitik.
  • Weitere Informationen zu Flucht und Asyl sowie entgegen gruppen-bezogener Menschenfeindlichkeit finden sich beim Mediendienst Integration.
  • Zu den Weltflüchtlingszahlen sowie den globalen Fluchtbewegungen informiert die UNO-Flüchtlingshilfe.
  • Der AWO Bundesverband äußert sich zudem mit Stellungnahmen, Presseerklärungen und Hintergrundberichten zu aktuellen politischen Vorhaben im Bereich Flucht und Asyl.

AWO Materialien und Kampagnen zu Demokratiestärkung und Rechtsextremismusprävention

Informationen, Handreichungen und Veranstaltungshinweise zu Demokratiestärkung und Antidiskriminierungsarbeit in der AWO werden gebündelt auf der Homepage des Projektes „Zusammenhalt durch Teilhabe in der Sozialen Arbeit“.

Die Jahre 2024 und 2025 stehen in der AWO unter dem Dachkampagnen-Motto „Demokratie.Macht.Zukunft“. Auf der Kampagnen-Website sind hilfreiche Materialien zu finden, die in der Kommunikationsarbeit eingesetzt werden können.

Seit 2012 gibt es die AWO die Kampagne „AWO gegen Rassismus – AWO für Vielfalt“, in der wir uns klar mit allen Betroffenen von Rassismus solidarisieren und für eine offene und vielfältige Gesellschaft werben. Alle Informationen und Materialien zur Kampagne sind auf der Kampagnen-Website zu finden.

Grundlegende Positionen der AWO gegen Rechtsextremismus sind nachzulesen in der Broschüre „AWO Positionen gegen Rechts“.

Informationen und Ansprechpartner*innen beim AWO Bundesverband:

Quellen und Verweise:

Kampagnen:

Flucht, Migration und Gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit:

Demokratiestärkung und Antidiskriminierung:

© AWO Bundesverband e. V. | März 2024

Der Frühling wurde eingeläutet im Pfaffengrund

Heidelberg. Der Pfaffengrunder Stadtteilverein hat alles auf eine Karte gesetzt und gewonnen: Beim Frühlingsfest am Samstag schien bei angenehmen Temperaturen die Sonne und von Regen keine Spur.

„Ich bin mir sicher, dass Petrus ein Pfaffengrunder ist“, sagte Vereinsvorsitzender Udo Eisenacher und spielte damit auf den für das Wetter zuständigen Apostel an. Einen „Plan B“, also ein Konzept für den Umzug des Festes vom Platz ins Gesellschaftshaus, gab es nicht, wie Eisenachers Stellvertreter Markus Bischoff zugab.

Trotz des guten Wetters herrschte auf dem Platz um etwa 14.30 Uhr kein Riesentrubel. Besucher konnten den Ständen der lokalen Vereine und Einrichtungen in aller Ruhe und Gemütlichkeit einen Besuch abstatten und schauen, was die Ehrenamtlichen der Freiwilligen Feuerwehr und der Jugendfeuerwehr, der Albert-Schweitzer-Schule, der Pfaffengrunder Karnevalsgesellschaft, des Turn- und Sportvereins, der Arbeiterwohlfahrt, der Zukunftswerkstatt und des SPD-Ortsvereins für Spiel- und Mitmachaktionen anboten.

Beim Torwandschießen, Geschicklichkeitsparcours, Tennis, Malen, Wasserspritzen, Basteln, Turnen und vielen weiteren Angeboten war zu diesem Zeitpunkt aufgrund des Mangels an jungen Festgästen noch wenig los.

Die kleinen Pfaffengrunder kamen mit dem Sommertagszug – angeführt von den Heidelberger Blasmusikanten – erst um 15.30 Uhr mit einem Schneemann als Symbol für den Winter auf den Platz. Gut vier Stunden in zwei Arbeitsschichten hatte die Jugendfeuerwehr in dessen Bau investiert, erklärte Abteilungskommandant Tobias Körber.

In kaum vier Minuten ging der dann in Flammen auf. Anschließend standen bei den Kindern die Spiel- und Mitmachaktionen ganz hoch im Kurs. Da passte es gut, dass das AWO-Kinder- und Jugendhaus „RÖHRE“ seinen 30. Geburtstag auf dem Fest feierte, was sich auch Bürgermeisterin Stefanie Jansen nicht entgehen ließ.

Bei den Erwachsenen spielten das Musikprogramm und das kulinarische Angebot eine größere Rolle. Ab 19 Uhr stand Livemusik von „Jens Huthoff & Band“ auf dem Programm. Wer wollte, konnte sich auch im zur „Cafeteria Frohsinn“ umbenannten Sängerheim des Gesangvereins Frohsinn mit köstlichem Kuchen und leckerem Kaffee verwöhnen. Man konnte aber auch die vom Stadtteilverein offerierten weißen oder roten Bratwürste samt einem kühlen Getränk genießen.

 

Quelle: RNZ

Interview mit der SOS Humanity

Rettungskapazitäten für mehr Menschlichkeit auf See und an Land – AWO International im Gespräch mit SOS Humanity

Till Rummenhohl ist Geschäftsführer und Leiter der operativen Abteilung von SOS Humanity. Sein Engagement begann während seines Studiums in Hamburg, als er sich für die Geflüchtetenhilfe einsetzte. Seine Leidenschaft für humanitäre Arbeit führte ihn zu SOS Humanity. Die zivile Seenotrettungsorganisation zielt darauf ab, Leben zu retten, Geflüchtete zu schützen und Menschenrechtsverletzungen zu bezeugen. AWO International leistet seit 2016 einen Beitrag, um die Rettungskapazitäten von SOS Humanity zu stärken. Dank des Einsatzes konnten seit 2016 über 36.000 Menschen vor dem Ertrinken gerettet werden.

1. Wie trägt die EU zu der Menschenrechtsverletzung an EU-Grenzen bei?
Till Rummenhohl: ,,Aktuell ist nur noch die Zivilgesellschaft im Einsatz. Während wir 2016 und 2017 noch sehr eng koordiniert mit den Rettungsleitstellen in Küstenwachen und den Militärmissionen Einsätze gefahren sind, hat man mittlerweile den Kurs der Abschottung gewählt. Unsere Einsätze werden blockiert und man versucht uns so lange wie möglich aus dem Einsatzgebiet zu halten. (…) Seit 2017 unterstützt die EU die sogenannte libysche Küstenwache finanziell mit Equipment und Booten. Milizen wurden trainiert, um sogenannte Seenotrettung auf dem Mittelmeer für die EU zu machen. Das Ganze hat das Ziel Menschen zurück nach Libyen zu zwingen in die Folterlager, aus denen sie eigentlich fliehen. Diese Völkerrechtsverbrechen werden durch die libysche Küstenwache begangen, aber unter der Europäischen Union koordiniert. ’’

2. Ist die Seenotrettung ziviler Rettungsorganisationen illegal?
Till Rummenhohl: ,,Unsere Arbeit wird kriminalisiert, das Retten von Menschen aus Seenot wird als kriminell dargestellt. Wir fahren klar unter dem internationalen Seerecht (…) denn wir als Europäer*innen halten uns an die Genfer Flüchtlingskonvention. Und das bedeutet, für uns ist der nächste sichere Hafen Italien, denn dort erwartet die Menschen entsprechender Flüchtlingsschutz und Asylverfahren, die weder in Libyen noch in Tunesien in irgendeiner Weise existieren.’’

3. Wie unterstützt die Arbeit von SOS Humanity schutzsuchende Menschen?
Till Rummenhohl: ,,Die Mission: Retten, Schützen, Verändern! Das erste Ziel ist die Rettung von Menschenleben, was durch den dauerhaften Einsatz des Rettungsschiffs, Humanity 1, gewährleistet wird. Das zweite Ziel ist der Schutz und die Begleitung von Geflüchteten an Bord des Schiffes, wobei ein klares Care-Konzept für Frauen und Kinder besonders im Fokus steht. So kann den Menschen nach der Rettung ein Ort der Sicherheit und der Ruhe geboten werden. Das dritte Ziel besteht darin, die Situation auf dem Mittelmeer zu bezeugen. Wir engagieren uns in politischer Lobbyarbeit und mobilisieren die Zivilgesellschaft, um das Bewusstsein für die Flucht über das Mittelmeer zu stärken.’’

Gemeinsam mit AWO International und SOS Humanity Menschenrechte verteidigen – Jeder Beitrag zählt!
Spendenstichwort ,,Seenotrettung Mittelmeer’’ – IBAN: DE87 3702 0500 0003 2211 00 – BIC: BFSWDE33XXX

Seenotrettung für mehr Menschlichkeit

Millionen Menschen sind gezwungen, ihre Heimat zu verlassen und begeben sich auf gefährliche Fluchtrouten. Das Mittelmeer gilt als eine der tödlichsten Grenzen der Welt. Während in Deutschland und auf EU-Ebene verschärfte Einwanderungs- und Abschiebungsgesetze auf der politischen Agenda stehen, steigt die Zahl der Ertrunkenen im Mittelmeer im Jahr 2023 auf den Höchstwert von 2.500 Menschen an.

Gemeinsam mit SOS Humanity verteidigt AWO International die Rettung auf See als grundlegendes Element des Menschenrechtsschutzes und setzt sich für verstärkte Rettungskapazitäten ein. Die rechtliche Grundlage bietet dabei die Genfer Flüchtlingskonvention und die damit verbundenen internationalen Schutzstandards. Die Seenotrettung auf dem Mittelmeer ist somit eine humanitäre Pflicht!

Doch momentan liegt die alleinige Verantwortung in den Händen zivilgesellschaftlicher Organisationen. Denn es fehlt an staatlich koordinierten Rettungsoperationen und finanzieller Unterstützung seitens der EU-Mitgliedstaaten. Zudem wird die Arbeit ziviler Seenotrettungsorganisationen tagtäglich erschwert. Regelmäßige Auseinandersetzungen mit der libyschen Küstenwache, die von der EU finanziell unterstützt wird, gefährden Rettungsaktionen und bringen Crew und Schutzsuchende in lebensbedrohliche Situationen. Zudem gefährdeten die Versuche der deutschen Bundesregierung, durch Anpassungen des Rückführungsverbesserungsgesetz (§96 AufenthaltG), die humanitäre Arbeit und den Schutz der Helfer*innen.

„Ich glaube, dass (…) die politischen Entscheidungsträger*innen nur zu gut wissen, dass das Mittelmeer ein Friedhof für Tausende, wenn nicht gar Millionen von Toten ist. Es ist sehr bedauerlich, dass diesem Phänomen wenig Aufmerksamkeit geschenkt wird, während die Statistiken immer weiterwachsen.“ – Patrick, Maschinist an Bord

Trotz verfassungswidriger Gesetze und europäischer Tatenlosigkeit sehen zivile Seenotrettungsorganisationen und Aktivist*innen bei diesen Menschenrechtsverletzungen nicht tatenlos zu. Starker, zivilgesellschaftlicher Zusammenhalt und die Verteidigung der Menschenrechte dienen als Leitbild. AWO International unterstützt die Arbeit von SOS Humanity und stärkt die Rettungskapazitäten auf dem Mittelmeer. Die Mission: Retten, Schützen, Verändern!

Nach der Rettung bietet das Deck des Rettungsschiffes ,,Humanity 1’’ vielen Schutzsuchenden erstmals einen Ort der Sicherheit. Viele der Schutzsuchenden sind dehydriert, verletzt oder traumatisiert. Auf Deck erhalten sie sofortige medizinische und psychologische Betreuung. Viele Frauen wurden in Libyen Opfer von Ausbeutung, manche sind schwanger oder mit Kindern unterwegs. Der „Women Shelter“, welche nur von Frauen und Kinder betreten werden darf, bietet ihnen Sicherheit. Zusätzlich ist eine Hebamme ganzjährig verfügbar.

„Meine Motivation, SOS Humanity zu unterstützen, bestand nicht nur darin, Frauen klinische Geburtshilfe zu bieten, sondern auch ein offenes Ohr sowie einen Ort des Vertrauens und der Ruhe für Frauen und Familien zu bieten. Ich hoffe, dass ich etwas Würde, Freundlichkeit und Mitgefühl in einer sicheren, erholsamen Umgebung vermitteln kann.“ – Holly, Hebamme an Bord

Am sicheren Hafen werden die Menschen in die Hände von Organisationen übergeben, welche die Einhaltung der grundsätzlichen Menschenrechte im Sinn haben. Die Schicksale der Menschen werden dokumentiert und die Öffentlichkeit über die Missstände und Menschenrechtsverletzungen aufgeklärt. Aufklären und Verändern – für mehr Menschlichkeit auf See und an Land!

Menschenrechte verteidigen – Jeder Beitrag zählt: AWO International, ,,Seenotrettung Mittelmeer’’, IBAN: DE87 3702 0500 0003 2211 00 BIC: BFSWDE33XXX

25 Jahre gelebte internationale Solidarität

AWO International feiert Jubiläum

Solidarität kennt keine Grenzen. Seit ihrer Gründung vor über 100 Jahren gehört die internationale Solidarität zum Selbstverständnis der Arbeiterwohlfahrt. Bereits Lotte Lemke engagierte sich in Indien und viele AWO-Gliederungen unterstützen Menschen und Projekte im Ausland, beispielsweise in Mali und Polen. Um dieses Engagement zu professionalisieren und zu bündeln, schlossen sich 1998 Haupt- und Ehrenamtliche aus verschiedenen AWO-Verbänden zusammen und gründeten AWO International als gemeinsamen Fachverband für humanitäre Hilfe.

Auf rein ehrenamtlicher Basis koordinierte AWO International in den ersten Jahren Hilfstransporte nach Naturkatastrophen, verteilte Lebensmittelpakete und unterstützte lokale Organisationen beim Wiederaufbau. 25 Jahre später hat sich viel getan: Mit über 50 hauptamtlichen Mitarbeitenden in 6 Ländern und aktuell über 300.000 Menschen, die von der Projektearbeit direkt erreicht werden, ist AWO International heute kaum wieder zu erkennen. Doch eines bestimmt damals wie heute das Handeln: die AWO-Werte Solidarität, Toleranz, Freiheit, Gleichheit und Gerechtigkeit.

Mit den ersten großen humanitären Hilfseinsätzen, insbesondere nach dem Tsunami 2004, und der Übernahme, der vom BMZ finanzierten Projekte vom AWO-Bundesverband 2005, konnte sich AWO International personell und strukturell weiterentwickeln. 2009 eröffnete AWO International das erste Regionalbüro in Nepal, 2011 folgten Regionalbüros in Guatemala und Indonesien und 2019 in Uganda. Größere Bekanntheit auch innerhalb der AWO erlangte AWO International durch den Einsatz nach dem Hochwasser im Ahrtal und in Nordrhein-Westfalen sowie mit der Nothilfe in der Ukraine seit 2022. 

Jubiläumsfeier AWO International

Heute engagiert sich AWO International jährlich weltweit in rund 50 Projekten, immer in enger Zusammenarbeit mit lokalen Partnern, wie zuletzt nach dem verheerenden Erdbeben in der Türkei und Syrien. Gleichzeitig liegt ein Schwerpunkt auf der Anpassung an den Klimawandel und der Katastrophenvorsorge.

“Wir freuen uns sehr über 25 erfolgreiche Jahre und wir danken unseren 340 Mitgliedern und allen unseren Spender*innen für ihre Unterstützung auf diesem Weg”, sagt Rudi Frick, Vorstandsvorsitzender von AWO International: “Gerade in diesen herausfordernden Zeiten mit zunehmenden Klimakatastrophen, einem Krieg in Europa und einem Erstarken der extremen Rechten in Deutschland sind internationale Solidarität und der Kampf für eine gerechtere Welt wichtiger denn je”.

„BeKo Rhein-Neckar“ – Angebot endet nach fünf Jahren

Die „BeKo Rhein-Neckar“ zieht eine positive Bilanz – niedrigschwellige psychologische Beratung nach belastenden Ereignissen endet nach fünf Jahren

Schnelle, psychologische Unterstützung nach einem belastenden Ereignis, wie z.B. nach einem Wohnungseinbruch, einem Betrugsdelikt, nach einem Unfall oder Todesfall – dieses Angebot gab es fünf Jahre lang bei der BeKo Rhein-Neckar (Beratungs- und Koordinierungsstelle Psychosoziale Notfallversorgung Rhein-Neckar), in Trägerschaft der AWO Heidelberg. Betroffene aus der Rhein-Neckar-Region konnten hier unbürokratisch und niedrigschwellig telefonische Beratung erhalten.

Das Modellprojekt endet heute, am 15. März 2024. Ermöglicht wurde das Projekt durch die Finanzierung der Städte Heidelberg und Mannheim sowie des Landratsamts Rhein-Neckar-Kreis. Der Heidelberger Opferfonds sowie die Sparkassen Heidelberg und Rhein-Neckar-Nord unterstützten mit großzügigen Spenden.

Angelika Treibel, Leiterin der BeKoRN

Das Beratungskonzept der BeKo Rhein-Neckar zeichnete sich dadurch aus, die individuelle psychosoziale Bedarfslage und Belastungssituation der betroffenen Person in den Mittelpunkt zu stellen. „Jeder Fall ist anders“ so die Leiterin Dipl.-Psych. Dr. Angelika Treibel, „und es ist wichtig, diese Einzigartigkeit eines jeden betroffenen Menschen wahrzunehmen, und ganz individuelle Schritte der Unterstützung zu gehen“. Dieses Konzept hat sich in mehr als 660 Fällen bewährt. Das Beratungsangebot, das unbürokratisch (auch anonym) telefonisch in Anspruch genommen werden konnte, umfasste psychologische Beratung, Information und Weitervermittlung. Zielgruppen waren nicht nur direkt und indirekt Betroffene eines belastenden Ereignisses, sondern auch Fachkräfte.

Das Polizeipräsidium Mannheim war enger Kooperationspartner und wichtigste Vermittlungsstelle für Betroffene. Keine Institution kommt so häufig mit Betroffenen belastender Ereignisse in Kontakt wie die Polizei. Das Angebot der BeKo Rhein-Neckar entlastete auch die Polizeiarbeit. Das kann die Opferschutzkoordinatorin des Polizeipräsidiums Mannheim, Tanja Kramper, nur bestätigen: „Die Polizei ist sehr dankbar, die Möglichkeit gehabt zu haben, betroffenen Menschen bei Bedarf eine Anlaufstelle nennen zu können, die neben der Polizeiarbeit, eine schnelle und bedingungslose psychologische Unterstützung anbieten konnte.“

Kontakt

2 Jahre seit dem ersten russischen Angriff in der Ukraine

“Jetzt ist nicht die Zeit, um müde zu werden”

Heute vor zwei Jahren – am 24. Februar 2022 – griff die russische Armee nach Jahren der Besatzung in der Ostukraine und Annektierung der Krim in den frühen Morgenstunden völkerrechtswidrig das gesamte Land an. Und die Ukrainer*innen erwachten in einem Albtraum, dem sie nun schon seit zwei Jahren standhalten.

Irina Dasyuk von unserer Partnerorganisation savED erlebte den Einmarsch der Truppen in ihrer Heimatstadt Tschernihiw im Norden der Ukraine und erinnert sich: „Das ganze Land schlief noch: meine Eltern, meine Freunde in Kiew, Irpin, Charkiw, Odessa. Alle hatten friedliche Träume, während wir schon von russischen Raketen und Kampfflugzeugen angegriffen wurden.“

In den folgenden Wochen wurde Tschernihiv belagert und bombardiert. Etwa die Hälfte aller Gebäude wurden beschädigt. 27 von insgesamt 34 Schulen wurden getroffen und zwei durch einen direkten Luftangriff vollständig zerstört. Viele Menschen waren bereits vor der Belagerung geflüchtet. Hunderte wurden durch die Angriffe der russischen Truppen getötet. „Im Mai 2022 – nach Wochen der Belagerung – erkannte ich meine Stadt nicht wieder. Es war eine Geisterstadt: Die Straßen waren leer, keine Menschen, keine Autos, und kein Kinderlachen auf den Spielplätzen,“ erzählt Irina Dasyuk. Trotzdem verliert sie nicht die Hoffnung, denn viele Menschen sind nach Tschernihiv zurückgekommen und der Wiederaufbau wird jeden Tag vorangetrieben.

Auch AWO International ist in Tschernihiv aktiv. Damit Kinder dort in Zukunft wieder sicher zur Schule gehen und ihre Freund*innen treffen können, baut AWO International gemeinsam mit savED insgesamt sechs Lernzentren auf. Diese Lernzentren sollen nicht nur für das Erledigen von Schulaufgaben oder das Lernen für Klausuren genutzt werden. Dort wird auch gespielt, gebastelt und einfach gemeinsam Zeit verbracht. Für die Eltern werden Fortbildungen und Raum zum Austausch angeboten. Besucher*innen haben Zugang zu Laptops, Büchern und Brettspielen. Insgesamt 5000 Menschen sollen durch diese Lernzentren Zugang zu sicheren Räumen und zu sozialem Austausch bekommen – und so letztendlich besser mit der schwierigen Situation fertig werden. „Und das funktioniert,“ erklärt Irina Dasyuk: „Diese Zentren sind voller Leben!“

Foto: Irina Dasyuk (rechts)

Seit Kriegsbeginn ist AWO International – gemeinsam mit lokalen Partnerorganisationen – in der Ukraine tätig: In der Region Tschernihiv, unter anderem aber auch Lwiw, Kiew, Zythomyr, Sumy und Mykolaiv. Während zu Beginn akute Hilfslieferungen mit Lebensmitteln, Generatoren, Medikamenten oder Hygieneprodukte im Vordergrund standen, hat sich der Fokus inzwischen verschoben: In langfristigen Projekten arbeitet AWO International gemeinsam mit den Partnerorganisationen auf einen nachhaltigen Wiederaufbau hin. Beispielweise wurden bereits an über 1200 privaten Wohneinheiten Reparaturen vorgenommen, um diese wieder bewohnbar zu machen. Zusätzlich ist derzeit der Wiederaufbau von 192 Wohnungen geplant, die durch die Zerstörung des Kachowka-Staudamms überflutet wurden. Auch die Bearbeitung von Traumata spielt in unseren Projekten eine zentrale Rolle: Über 3430 Personen nahmen an psychologischen Unterstützungsangeboten teil. Insgesamt erreichten die Projekte von AWO International in den vergangenen zwei Jahren 232.598 Menschen, die vom Krieg in der Ukraine betroffen sind.

Irina Dasyuk geben diese Fortschritte Hoffnung. Solange aber der Krieg anhält und Menschen in der Ukraine durch russische Bomben sterben, bleibt für sie keine Zeit zum Durchatmen: „Jetzt ist nicht die Zeit, um müde zu werden. Das möchte ich auch allen Menschen in Europa mitgeben: Bitte bleiben Sie an der Seite der Ukraine!“

Unser Spendenkonto: AWO International
IBAN: DE83 1002 0500 0003 2211 00
Spenden-Stichwort: Nothilfe Ukraine

Ein Jahr nach dem Erdbeben in der Türkei und in Syrien

Am 6. Februar 2023 erschütterten mehrere schwere Erdbeben die Türkei und Syrien. Mehr als 60.000 Menschen starben, über 100.000 wurden verletzt. Noch immer sind die Betroffenen auf humanitäre Hilfe angewiesen. In den 12 Monaten seit der Katastrophe konnte AWO International in beiden Ländern mehr als 100.000 Menschen mit lebenswichtigen Hilfsgütern unterstützen. Und die Arbeit geht weiter.

Gemeinsam mit der Volkshilfe Österreich, Solidar Suisse und sieben lokalen Partnerorganisationen leistete AWO International in den ersten Monaten schnelle Nothilfe. Insgesamt konnte AWO International rund 36.000 Menschen in der Türkei und 28.000 Menschen in Syrien beispielsweise mit Lebensmittelpaketen, Hygienesets, Zelten, Decken, Bargeld, Kleidung und Trinkwasser versorgen.

Die erste Phase der Nothilfe ist mittlerweile abgeschlossen und die Arbeit in der Region konzentriert sich seit Herbst 2023 auf Rehabilitation und Wiederaufbau. Mittel- und langfristig konzentriert sich AWO International gemeinsam mit lokalen Partnern auf den nachhaltigen Wiederaufbau von Privathäusern und sozialen Einrichtungen, wozu beispielsweise die Reparatur von Fenstern und Türen sowie die Wiederherstellung von Wasser- und Abwassersystemen gehören. Ein weiterer Schwerpunkt sind psychosoziale Angebote, um die Menschen bei der Bewältigung ihrer Erdbebentraumata zu unterstützen, z.B. durch Gruppenangebote und Beratungen. Insgesamt konnten bereits 457 Häuser saniert und 1.765 Menschen psychosozial betreut werden.

Syrien: Nothilfe unter schweren Bedingungen

Millionen Menschen in Syrien leben nach wie vor in Notunterkünften und müssen täglich versorgt werden. Die Angriffe der Türkei auf den Nordosten Syriens haben die humanitäre Lage weiter verschärft. Vor allem in den Gebieten, die nicht unter der Kontrolle der syrischen Regierung stehen, kommt nach wie vor viel zu wenig internationale Hilfe an. Die Ernährungsunsicherheit ist größer denn je. Deshalb hilft AWO International gemeinsam mit lokalen Partnerorganisationen vor allem dort.

In Sheikh Maqsoud, einem kurdischen Stadtteil von Aleppo, versorgt AWO International gemeinsam mit der Partnerorganisation Hiro Zentrum 500 Familien regelmäßig mit Nothilfepaketen und bietet psychologische Betreuung für betroffene Familien an. Außerdem unterstützt AWO International den Wiederaufbau von Häusern und die Installation von Solarlampen für die Hauptstraßen.

„Ich hoffe, dass die Menschen in Sheikh Maqsoud die Belagerung, unter der sie seit mehr als sieben Jahren leiden, hinter sich lassen können und dass ihre Kinder die Möglichkeit haben, in der Schule zu lernen, um die psychischen und physischen Folgen zu vergessen, die sie als Kinder durch die Kämpfe, die Belagerung und das Erdbeben erlitten haben“, sagt Taha Khalil, Direktor des Hiro Zentrums.

Neues Projekt in der Türkei geplant

In der Türkei hat sich AWO International in den ersten sechs Monaten nach dem Erdbeben auf die Verteilung von Nothilfe-, Nahrungsmittel- und Hygienepaketen im Südosten des Landes konzentriert. Diese Region beherbergt eine große Anzahl syrischer Geflüchtete, von denen viele nach dem Erdbeben in Lagern oder Notunterkünften leben. Gemeinsam mit lokalen Partnerorganisation unterstützt AWO

International insbesondere auch die diskriminierte Rom*nja-Bevölkerung in den Erdbebengebieten.

Zurzeit plant AWO International gemeinsam mit anderen Partnerorganisationen ein großes Wiederaufbau- und Rehabilitationsprojekt in der Türkei, das Kleinunternehmer*innen dabei helfen soll, sich wieder eine sichere Einkommensgrundlage aufzubauen.

Vielen Dank an alle Unterstützer*innen, die diese Hilfe ermöglicht haben. Mit Ihrer Spende können Sie auch weiterhin die Arbeit von AWO International in den Erdbebengebieten ermöglichen:

AWO International IBAN: DE83 1002 0500 0003 2211 00 Bank für Sozialwirtschaft Stichwort: Erdbeben Türkei und Syrien

Damit Kinder in Kitas sicher sind

Im Januar ist ein Qualitätszirkel für Träger von Kindertageseinrichtungen im Haus am Harbigweg gestartet, der zum Ziel hat, Heidelberger Kindertageseinrichtungen als Orte zu stärken, an denen Kinder sich sicher fühlen, ihre Rechte wahrgenommen werden und sie umfassend geschützt sind.

Die 36 Träger, darunter auch der AWO Kreisverband Heidelberg e.V., und das Kinder- und Jugendamt der Stadt haben zum Start des Qualitätszirkels ihr kooperatives Engagement im Kinderschutz mit einer gemeinsamen Absichtserklärung unterstrichen. Fünf Jahre Qualitätsentwicklung im trägerübergreifenden Erfahrungsaustausch und die Qualifizierung von Mitarbeitenden im Kinderschutz bilden den Prozess von dem der Qualitätszirkel ein Teil ist und der bis März 2025 insgesamt elfmal stattfinden wird.

Die Stadt Heidelberg unterstützt alle Heidelberger Träger von Kindertageseinrichtungen bei der Entwicklung, Überprüfung und Anwendung von Kinderschutzkonzepten. Hierzu gehört in erster Linie der Schutz vor Gewalt und Machtmissbrauch, aber auch die Umsetzung von Kinderrechten.

Mehr dazu erfahren Sie im Artikel.